Beim Anklicken der Sprachfunktion wird eine Verbindung mit Google hergestellt und Ihre personenbezogenen Daten werden an Google weitergeleitet!

Wie fühlt sich Blindsein eigentlich an? – Inklusionstag für den Kreis-Nachwuchs


Können sich blinde Menschen Farben vorstellen? Wie orientiert man sich mit einem Langstock? Und was ist besser: einem blinden Menschen Hilfe anzubieten oder abzuwarten bis er oder sie um Hilfe bittet?

Fragen wie diese stellten die 16 Nachwuchskräfte der Kreisverwaltung beim Inklusionstag. Die Antworten kamen aus erster Hand und direkt von einer Kollegin: Julina Seekopp ist in ihrem ersten Ausbildungsjahr als Verwaltungsfachangestellte beim Kreis Pinneberg. Gemeinsam mit der Ausbildungsabteilung und Fachkräften aus dem Bereich Soziales hat sie den ersten Inklusionstag für die Dualstudierenden und Auszubildenden des Kreises organisiert. Als blinder Mensch weiß sie, worauf es ankommt. „Das Wichtigste ist die Kommunikation“, sagt sie. „Ich frage einfach, wenn ich mal nicht weiß, wo die Treppe ist.“ Gleichzeitig macht sie aber auch deutlich, dass sie sich als blinder Mensch ganz anders vorbereiten muss. Vor Beginn ihrer Ausbildung habe sie über Wochen ihren Weg zur Arbeit geübt und den Gebäudekomplex der Kreisverwaltung kennengelernt.

Unterstützung bekam Julina Seekopp beim Inklusionstag von Ines Klaus, Rehabilitationslehrerein am Landesförderzentrum Sehen in Kiel, die als Referentin eingeladen war. Von ihr lernten die Zuhörenden unter anderem, dass Blindheit bei einer Sehschärfe von unter 3 Prozent beginnt, dass die Farbe Rot mit der haptischen Erfahrung von Samt und die Farbe Grün mit der von Wellpappe verbunden wird oder dass ein Blindenhund etwa so teuer ist wie ein Kleinwagen.


20220401 Inklusionstag_1

Die Blinky-Brillen sollen helfen, sich in eine autistische Weltwahrnehmung hineinzuversetzen.

20220401 Inklusionstag_2

Sich ohne Hörvermögen und mit Hilfe von Gesten zu unterhalten, erfordert viel Übung.


Auf ganz unmittelbare Weise kamen die Nachwuchskräfte mit dem Thema Behinderung auch noch in Berührung: Vier so genannte Barriboxen hatte die Kreisverwaltung für den Tag ausgeliehen. Die Barriboxen enthalten zum einen Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen, wie beispielsweise den Langstock, klingelnde Fußbälle oder Karten mit Gesten zur Verständigung. Zum anderen finden sich in den Boxen aber auch Utensilien, um sich in eine Behinderung besser vorstellen zu können – Brillen, die verschiedene Sehbehinderungen und Blindheit simulieren, Kopfhörer, um Taubheit nachzuempfinden, oder Leuchtbrillen, die eine Reizüberflutung bei Menschen mit Autismus darstellen sollen.

„Sich auf diese Weise einzufühlen in Menschen mit Behinderungen, schafft sofort ein anderes Verständnis“, sagt Axel Vogt, Beauftragter für Menschen mit Behinderungen beim Kreis Pinneberg. „Schwierigkeiten sind dann nicht mehr abstrakt. Der Inklusionstag wirkt sicherlich auch über den Tag hinaus.“ Vogt stellte seine Arbeit vor und berichtete über den Umsetzungsstand beim Aktionsplan Inklusion. Eine der darin aufgeführten 55 priorisierten Maßnahmen ist mit dem Inklusionstag umgesetzt worden – nämlich das Thema Inklusion in die Verwaltungsausbildung zu integrieren.

Ein weiterer Programmpunkt betraf schließlich die Boje Elmshorn. Frank Kettler und Susann Schulz erklärten das Projekt, über das Beschäftigte aus den Glückstädter Werkstätten in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Acht Mitarbeitende der Boje Elmshorn haben ihren Arbeitsplatz im Kreishaus.

Julina Seekopp ist die erste Auszubildende, die blind ist. Mit der Personalabteilung steht sie regelmäßig im Austausch, weil eben doch mehr und anders geplant werden muss, damit sie überall voll dabei sein kann. Damit macht sie den Weg frei für weitere Auszubildende, die folgen können. Insgesamt 1.200 Menschen arbeiten in der Kreisverwaltung. 7,2 Prozent von ihnen sind Menschen mit Behinderungen, 5,4 Prozent haben eine Schwerbehinderung.

 
Medieninformation vom 04.04.2022


Webseiten-ID: 20041642