Beim Anklicken der Sprachfunktion wird eine Verbindung mit Google hergestellt und Ihre personenbezogenen Daten werden an Google weitergeleitet!

Frostkeile aus der letzten Eiszeit freigelegt


Frostkeile aus der letzten Eiszeit freigelegt

Das Naturschutzgebiet "Liether Kalkgrube" gilt seit langem als besonders schützenswertes Geotop und als interessantes wissenschaftliches Forschungsobjekt für Geologen und erdgeschichtlich Interessierte. Nun wurden am 12. Mai 2005 bei einer Schürfaktion in den dort anstehenden sogenannten "Zechstein-Aschen" weitere geologische Besonderheiten, die Aufschluss über die jüngere Erdgeschichte in Schleswig-Holstein geben, entdeckt. Die Firma Uhl hatte dazu im Schutzgebiet einen ca. 20 Meter breiten und bis zu 4 Meter hohen Abschnitt mit Hilfe eines Baggers freigelegt.

Der neu entstandene Aufschluss zeigt einen sehr interessanten Blick in den jüngsten Teil der Liether Kalkgrube, der deutlich komplexer ist, als von den Experten erwartet wurde. Im Vorfeld der Gletscher, die während des "Frostzeitalters", zu einer intensiven Überprägung der Zechsteinoberfläche geführt haben, sind Erdspalten entstanden, die mit verschiedenen Gesteinen verfüllt wurden. - Das lässt sich an den jetzt gefundenen drei großen, parallel angeordneten "Eis- oder Frostkeilen" erkennen. Damals - vermutlich vor ca. 20.000 Jahren - riss auf Grund der enormen Kälte der Boden Norddeutschlands an verschiedenen Stellen regelrecht auf. Die "Eiskeile" schlagen bis auf den Boden der Grube durch und lassen verschiedene Generationen der Verfüllung erkennen.

Im nördlichen Profilabschnitt findet sich der vermutlich älteste Geschiebemergel (Gletscher-Sediment) Norddeutschlands, der sogenannte Esing-Till (mehr als 450.000 Jahre alt). Oberhalb folgen verschiedene Sande, die ebenfalls durch die überfahrenden Gletscher gestört sind. Die Sedimentabfolge wird überdeckt durch jüngere Sande, vermutlich Flugsande oder Dünensande.Die aufgeschlossenen Zechsteinaschen mit unregelmäßiger Oberfläche wurden demnach durch den Aufstieg des Steinsalzes des Erdaltertums (295 bis 250 Millionen Jahre vor heute) aus einer Tiefe von mehreren Kilometern sowie die Einwirkung der Inlandeisgletscher während der Eiszeiten des Quartärs (2,5 Millionen Jahre bis Heute) in ihrer Lage gestört. Die Zechsteinaschen sind unregelmäßig verteilt, zusammen mit sogenannten "Breccien", d.h. Gesteinsansammlungen mit vorwiegend eckigen Komponenten, bestehend aus Kalkstein und Stinkschiefer (Gestein stinkt beim Anschlagen nach Bitumen).

Sinn des Schurfes war eine Freilegung und wissenschaftliche Bearbeitung der Gesteine in diesem jüngsten Abschnitt der Liether Kalkgrube. Die Zechstein-Aschen wurden vor der Unterschutzstellung der Grube als Naturschutzgebiet durch die Firma Hell abgebaut und als Düngekalk verkauft.

Der neu entstandene Aufschluss unterstreicht die herausragende geologische Bedeutung des Geotops "Liether Kalkgrube" und deren besondere Schutzwürdigkeit. Die wissenschaftliche Bearbeitung erfolgt durch die Abteilung Geologie/Boden des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. Gewonnene Erkenntnisse dienen dem vorrangigen Schutzziel des Naturschutzgebietes Liether Kalkgrube, nämlich der Erhaltung und Erforschung der Gesteine des Erdaltertums. Auftraggeber ist die Naturschutzbehörde des Kreises. Finanziert wurde die Maßnahme aus Landesmitteln. Koordinator der Maßnahme ist Hans-Joachim Wohlenberg vom Betreuungsverein des Naturschutzgebietes.

V.i.S.d.P.
Pressesprecher

Webseiten-ID: 2078